Kinder brauchen Platz zum Spielen - Kein Schulneubau am Campus Hedwig

Kinder brauchen Platz zum Spielen - Kein Schulneubau am Campus Hedwig

Startdatum
23. November 2020
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Gestartet von Beate Zieger

Positionen der Elternschaft der Kita Campus Hedwig zum geplanten Schulneubau

Nachdem wir im Februar 2020 Kenntnis von konkreten Plänen der SozDia Stiftung erlangten, auf dem Grundstück der Hedwigstraße 9/10 einen Schulneubau zu errichten, haben wir dieses Vorhaben mit Besorgnis verfolgt. Als Eltern der Kinder, die in der auf dem gleichen Grundstück befindlichen Kita betreut werden, stehen wir einem Schulbau mit großer Skepsis gegenüber. Mit diesem Schreiben legen wir unsere Sichtweise dar und verschaffen damit nicht nur den aktuellen Kitakindern, sondern auch den zukünftigen Schulkindern dieser geplanten Schule Gehör. 

Gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Kitakinder und künftigen Schulkinder

Seit dem Neubau der Kita am Standort Hedwigstr. 11 steht den 100 Kitakindern offiziell nur noch ein kleinerer Gartenanteil auf dem Gesamtgelände zu. Dort zunächst gepflanzter Rasen konnte aufgrund der Beanspruchung durch viele Füße auf kleinem Raum nicht überdauern, so dass der Kita-Garten zwar Bäume und Sträucher aufweist, aber keinerlei bodendeckende Begrünung. 

Besonders in den Sommermonaten konnten wir Eltern eine extreme Staubentwicklung feststellen, die in den vergangenen Jahren dazu führte, dass die Kinder abends schwarzen Dreck aus der Nase schnaubten. Diese Belastung der Atemwege halten wir bereits jetzt für bedenklich. 

Auf der extrem klein geplanten Schulhoffläche für 240 Schulkinder ist keinerlei dauerhafte Begrünung durch Rasenfläche realistisch. Dadurch ist mit zusätzlich erhöhter Staubemission und damit weiteren Beeinträchtigungen für die Kitakinder und künftigen Schulkinder zu rechnen. 

Die zu erwartende Lärmemission, bedingt durch zu viele Kinder auf zu kleinem Raum erfüllt uns Eltern ebenfalls mit großer Sorge. Insbesondere in den Hofpausen der Schule ist zu erwarten, dass die Lärmpegel der Kindergruppen sich gegenseitig verstärken und überlagern (sog. „Überschreien“). Zudem ist es für die Kitakinder, die dringend des Mittagsschlafs oder einer Ruhepause bedürfen, nicht hinnehmbar, dass in diesen Zeiten lärmintensive Aktivitäten der Schulkinder stattfinden. Den Schulkindern gegenüber erscheint es unfair, sich auf der ohnehin begrenzten Fläche zu bestimmten Zeiten ruhig verhalten zu müssen, um einen Konflikt mit der Kita zu vermeiden. 

Die zu erwartende Lärm- und Staubbelastung finden ihren Grund in der zu knapp bemessenen Fläche für dieses Projekt.

Mangel an Flächen für den Schulneubau

Für die Planung von neu zu errichtenden Schulen gibt es verbindliche Vorgaben im Musterfreiflächenprogramm für Grundschulen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie .  Dort wird für eine 2-zügige Grundschule mit 288 Kindern eine Freifläche inkl. Sportanlagen von 6.738m² vorgegeben. Skaliert auf 240 Kinder (die für den Schulneubau am Standort Hedwigstraße geplant sind) entspräche dies einer Freiflächenanforderung von 5.615m². 

Grundbuchlich ist eine Fläche von 6.818m² für das gesamte Grundstück ausgewiesen. Auf dieser Fläche befinden sich bereits der Kitaneubau und der offiziell für die Kita-Kinder vorgesehene Garten (insgesamt 2.665m²). Zusätzlich muss noch die Grundfläche des künftigen geplanten Schulneubaus berücksichtigt werden. Ein im September den Anrainern des Grundstücks zur Kenntnis gegebener Plan weist eine Schulhoffläche von 1.523m² plus 328m² aus Dachflächen aus. Die daraus resultierenden 1.851m² stehen in erschreckendem Widerspruch zu den im Musterfreiflächenprogramm erforderlichen Flächen. Hier darf es keine Kompromisse zu Lasten der künftigen Schulkinder und der Kitakinder geben.

Da aufgrund der fehlenden Freiflächen keine Außensportanlagen realisiert werden können, soll ein innenliegender Bewegungsraum bzw. ein Ausweichen auf benachbarte Turnhallen Teil des Konzepts sein. Dies ist aus unserer Sicht ein fatales Signal in Zeiten sinkender motorischer Leistungsfähigkeit und allgemeinem Bewegungsmangel bei Kindern. 

Die Turnhalle der 34. Grundschule, die sich in unmittelbarer Nähe befindet, kann eine Doppelnutzung nicht leisten, zumal die Halle bisher auch dem Vereinssport und der Nutzung von Schul-AGs zur Verfügung steht. Ein Abschmelzen dieser partizipativen Angebote steht in krassem Widerspruch zu dem Ansatz, den sowohl die SozDia Stiftung als auch die Stadt Berlin hinsichtlich Teilhabe verfolgt.

Im Interesse der Kinder als auch der Stadtteilgemeinschaft sind bei einem geplanten Schulneubau eigene Sportanlagen unverzichtbar.

Versiegelung von Grünflächen in Zeiten der Klimakrise

Die bisher mit Wiese und Bäumen bestandene Freifläche vor dem Kita-Gebäude ist nicht nur ein wichtiger Raum für Freispiel, sie beinhaltet auch einen kleinen Nutzgarten für die Umweltbildung der Kitakinder. Zusätzlich fördert sie die Lust am Entdecken der Natur und bietet Versteckmöglichkeiten und Rückzugsorte. Besonderen Wert erlangt die Fläche dadurch, dass sie als Brache einzigartig in der weiteren Umgebung ist. Der alte Baumbestand wirkt sich positiv auf die Feinstaubbelastung im Stadtteil aus und sorgt für Kühlung an heißen Tagen, die Blühwiese ist ein ökologisch wertvoller Lebensraum innerhalb der Stadt. Ein Neubau vernichtet dieses Kleinbiotop und setzt eine versiegelte Fläche an dessen Stelle. 

In Zeiten, in denen uns nicht nur die Feinstaubbelastung, die Überhitzung der Städte, die abnehmende Biodiversität und der Mangel an Blühwiesen für Insekten Kopfzerbrechen bereiten, sollte dem Schutz von bestehenden Grünflächen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. 

Umweltschutz und Nachhaltigkeit finden sich im geplanten Projekt nicht wieder, sind allerdings Teil der Satzung der SozDia Stiftung als auch zu berücksichtigende Planungsgrundlage für Schulneubauten.

Überlastung der Verkehrs- und Parkkapazitäten

Durch das für eine Schule in freier Trägerschaft bedingte größere Einzugsgebiet ist mit einem deutlich erhöhten Verkehrsaufkommen im Umfeld der Kita zu rechnen. Die Hedwigstraße (die eine reine Anliegerstraße ist) ist durch die Hol- und Bringesituation der Kitakinder ohnehin belastet. Stau in der Hedwigstraße und Rückstau in den benachbarten Straßen sowie Parkplatzengpässe für die Anrainer sind deshalb vorprogrammiert. Daraus resultiert eine größere Gefahrenlage bzgl. des Straßenverkehrs für die Kitakinder und eine erhöhte Feinstaubbelastung. 

Das bisher avisierte Verkehrskonzept mit Kiss-and-Ride-Zonen und Kurzzeitparkplätzen in den benachbarten Straßen überzeugt uns nicht. Eine nachhaltige Verkehrsplanung muss in diesem Fall zusätzliche Flächen erschließen, die es aufgrund der knappen Grundstücksgröße nicht gibt.

Der Schulneubau wird unweigerlich zur Überlastung der Verkehrsinfrastruktur führen und damit nicht nur unmittelbar die Kita und die Anrainer belasten, sondern auch weitergehende negative Auswirkungen haben.

Pandemie-Situation

Die aktuelle Corona-Lage hat die Bedeutung von ausreichend Platz nochmals unterstrichen. Die Kitakinder konnten im zurückliegenden Halbjahr in feste Gruppen eingeteilt werden und über das gesamte Gelände verteilt betreut werden. Der Gesundheitsschutz durch ausreichend Abstand war dadurch zu jeder Zeit gewährleistet. 

Mit dem Schulneubau fallen erhebliche Flächen für die Kitakinder weg, während die Schulkinder mit einer von vornherein zu kleinen Freifläche konfrontiert sind. Ein Abstandhalten im Freien zwischen Lern- bzw. Spielgruppen ist damit unmöglich. 

Der Betrieb von Schule und Kita auf diesem Grundstück ist unter Zugrundelegung der derzeitigen Erkenntnisse in einer Pandemiesituation unhaltbar.

Bauplanung und Wirtschaftlichkeit

Im Musterbauprogramm für Schulen in Berlin ist festgelegt, dass Grundschulen dreigeschossig gebaut werden sollen. Die geplanten 4+1 Etagen des Schulneubaus überschreiten diese Vorgabe deutlich. Die daraus resultierende bauliche Dominanz der Schule für die Gegend als auch die Diskrepanz zwischen dem „Schulhochhaus“ und der zweigeschossigen Kita daneben bewirken sicher kein harmonisches Miteinander. Insbesondere in den Morgen- und Nachmittagsstunden raubt das Schulgebäude der Kita Sonnenlicht.

Im Musterbauprogramm werden zweizügige Grundschulen mit 288 Kindern angesetzt. Dies hat nicht zuletzt auch in Wirtschaftlichkeitsüberlegungen seinen Grund. Die SozDia Stiftung plant derzeit – aus Platzgründen - mit einer reduzierten Anzahl von 240 Kindern. Eine Schule an der unteren Belegungsgrenze in freier Trägerschaft ist der Gefahr der Unwirtschaftlichkeit besonders ausgesetzt. Scheitert eine dauerhafte Finanzierung, steht die Frage im Raum, wie ein fünfgeschossiges Hochhaus umfunktioniert und vernünftig weitergenutzt werden kann. 

Wir befürchten, dass die Schule sich baulich nicht adäquat in den Kiez integrieren lässt und die fehlende Wirtschaftlichkeit in Zukunft zum Gebäudeleerstand führt.

Alternativvorschlag

Wir als Eltern sehen selbstverständlich die Notwendigkeit, Schulplatzkapazitäten weiter auszubauen. Dies sollte jedoch an dafür ausreichend großen und in der Gesamtinfrastruktur geeigneten Standorten erfolgen. Dies ist nach unserer Ansicht in der Hedwigstraße eindeutig nicht der Fall. 

Neben dem Bedarf an Schulplätzen sehen wir als Eltern auch einen weiterhin steigenden und sogar drängenderen Bedarf für die Schaffung weiterer Kitaplätze. Daher plädieren wir am Standort Hedwigstraße 11 für eine moderate Erweiterung der Kita um 30 bis 40 Plätze. Diese Erweiterung könnte beispielsweise im bestehenden Gebäudeteil neben der Kita (aktuell Stadtteilzentrum Hedwig und FLEX) erfolgen.

Ein kleinerer Neubau könnte unter Erhaltung der Blühwiese und des alten Baumbestands auf dem vorderen Grundstücksteil (Hedwigstr. 9/10) entstehen und künftig das Stadtteilzentrum Hedwig und die FLEX beherbergen. Somit böte der verbleibende Kita-Garten ausreichend Frei- und vor allem Grünflächen, die für die Kitakinder in das pädagogische Angebot entsprechend integriert werden können. Im Konzept des Trägers heißt es dazu: „Für SozDia ist Nachhaltigkeit und die Bildung für nachhaltige Entwicklung ein wichtiges Thema. Die Kinder lernen von Anfang an eine nachhaltige Lebensweise kennen und begreifen die Natur als erhaltenswertes Gut." 

Sofern eine Schule am Standort zwingend umgesetzt werden soll, fordern wir als Eltern eine deutliche Reduzierung und an die noch vorhandenen Flächen angepasste Schülerzahl am Standort. Dies muss zwingend unter Prüfung der Wirtschaftlichkeit erfolgen. Ein Schulneubau, der hinter den von der Senatsverwaltung gesetzten Standards für Freiflächen, Sportanlagen usw. zurückbleibt, kann und darf aus unserer Sicht erst verfolgt und genehmigt werden, wenn zuvor alle anderen Möglichkeiten für den Neubau von Schulen an ausreichend großen Standorten im Planungsgebiet ausgeschöpft wurden. 

 

 

 

 

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