Naturdenkmale

Bellevue Eiche

Die Bellevue-Eiche (Stiel-Eiche / Quercus robur) stellt sich vor

Als ich im Jahre 1752 hier gepflanzt wurde regierte noch der Alte Fritz als König von Preußen. Benjamin Franklin hatte das erste Mal mit seinem Drachen als Blitzableiter fungiert und in Großbritannien wurde der gregorianische Kalender eingeführt. Ich stand schon an dieser Stelle bevor der Bellevue-Park zum Bellevue-Park wurde. Seitdem habe ich unzählige küssende Paare, pinkelnde Menschen, aber auch ruhende und hippe Leute unter meiner Krone erlebt. Was soll ich sagen, schön war’s!!!
Aber auch ich habe den Jahren Tribut zu zollen und so hatte ich den vergangenen Jahren immer mehr Mühen mit meinen Wurzeln meine gesamte Krone zu versorgen. Besonders im Frühjahr, wenn ich viele hundert Liter Wasser bis in die letzten Triebspitzen pumpen muss, sodass meine Blätter sich entfalten können. Die langen Trockenphasen der letzten Jahre haben auch bei mir ganz schön Durst verursacht. Die Mitarbeiter vom Grünflächenamt des Bezirks haben mich zwar immer wieder mal eingekürzt um meine langen Versorgungswege zu reduzieren und 2006 habe ich dann auch eine Stütze bekommen (wie nett!!!). Aber wie beim Menschen auch, bekommen wir Bäume mit zunehmendem Alter immer mehr Zipperlein. Und der Sommer 2015 war mir einfach zu heiß und zu trocken. Da musste ich dann einfach meine Blätter vertrocknen lassen.

Dazu habe ich seit Jahren mit einer Pilzerkrankung im Wurzelbereich zu kämpfen, die leider auch nicht besser wird. Immer wieder haben sich Mitarbeiter vom Grünflächenamt daher um mich gekümmert und oft genug fielen dabei Worte wie Standsicherheit, Bruchgefährdung und Verkehrssicherheit. Deshalb wurde in der Vergangenheit auch immer wieder an mir rumgebohrt. Das Pieken ist zwar nicht schlimm, aber unangenehm. Oder geht von euch Menschen jemand gern zum Zahnarzt und lässt sich aus Jux und Dollerei im Zahn bohren?
Ich habe wirklich nicht vor einfach so irgendwann mal umzustürzen – außerdem entspricht meine Taille mit rund 570 cm Umfang auch nicht unbedingt Modelmaßen, hält dafür aber ganz schön Windlast aus. Aber mittlerweile habe ich manchmal schon Mühe all meine Äste bei mir zu lassen wenn richtiger Sturm ist. Zum Abtreten fühle ich mich allerdings auch noch zu jung. Immerhin besitze ich gute Gene und könnte durchaus 1000 Jahre alt werden. Naja, zumindest rein theoretisch! Glücklicherweise will mich das Grünflächenamt nicht einfach fällen lassen, sondern ich darf in Würde altern. Daher auch die Absperrung. Nun habe ich endlich den ganzen Boden wieder für mich ganz allein. Gute Luft zum Atmen an meinen Wurzeln. Und die paar Käfer, die sich nun bei mir ansiedeln. Für die bin ich das beste Hotel der ganzen Stadt.
Hach, vielleicht hätte ich das jetzt mit den 1000 Jahren gar nicht sagen sollen, sonst überlegen die es sich vom Grünflächenamt noch anders!

Text: Schreiner / Pflanzenschutzamt Berlin